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Altes Rathaus der Neumark

Ein Bericht von Joachim Giermann

Der Herzog von Braunschweig und Wolfenbüttel Karl I. hat 1747 vor den Toren der Stadt Helmstedt den Neuen Markt (Neumark) gegründet.

Wie ein Paterfamilias seine Kinder bewacht, so wachsam steht das Haus Braunschweiger Straße 32 an der Ecke zur Leukartstraße (früher Stoben) und scheint die kleinen Häuser an seiner Seite vor dem Weglaufen in die Weite der Neumark zu bewahren. Das Dach des Hauses überragt seine Nachbarn. Im Vergleich zu diesen Nachbarn sind alle seine Maße "erwachsen“. Neun Fensterachsen gliedern das Haus, in der mittleren befindet sich der Eingang, über zwei Stufen erreichbar, im Gegensatz zu den Nachbarhäusern, der Türen näher am Niveau der Straße liegen. Die Fenster der beiden Geschosse strecken sich nach oben, die obere Reihe reicht fast bis zum Dach. Die kleinen Häuser der Nachbarschaft hüten den privaten, familiären Bereich seiner Bewohner.

Unser Haus aber lädt ein. Es öffnet sich dem Betrachter. Bürgerliche Behausung und adlige Selbstdarstellung stehen hier, deutlich voneinander unterschieden, nebeneinander in der Straße. Gegensätze dieser Art lösen sich erst im 19. Jahrhundert auf, als die Bürgerhäuser auch der Repräsentation dienen und sich mit der Dekoration feudaler Bauten schmücken.

Das herzogliche Wappen über der Tür nennt den Namen des Hauses "Löwenbleek“. Das Wort Bleek hat im niederdeutschen unterschiedliche Bedeutungen, erkennbar ist die Bleiche, englisch bleach, das ist die öffentliche Stelle, wo Wäsche oder Wachs zum Bleichen ausliegt .Das waren freie Flächen nahe dem Wasser. In Helmstedt zeigt die Straße "An der Bleiche“ diesen Ort an. Auch gab es das "Tanzbleek“ vor dem Batteriewall, wo ohne Feuersgefahr für die Stadt gefeiert werden durfte.

Wie ein Paterfamilias seine Kinder bewacht, so wachsam steht das Haus Braunschweiger Straße 32 an der Ecke zur Leukartstraße (früher Stoben) und scheint die kleinen Häuser an seiner Seite vor dem Weglaufen in die Weite der Neumark zu bewahren.

Das Dach des Hauses überragt seine Nachbarn. Im Vergleich zu diesen Nachbarn sind alle seine Maße "erwachsen“. Neun Fensterachsen gliedern das Haus, in der mittleren befindet sich der Eingang, über zwei Stufen erreichbar, im Gegensatz zu den Nachbarhäusern, der Türen näher am Niveau der Straße liegen. Die Fenster der beiden Geschosse strecken sich nach oben, die obere Reihe reicht fast bis zum Dach. Die kleinen Häuser der Nachbarschaft hüten den privaten, familiären Bereich seiner Bewohner. Unser Haus aber lädt ein. Es öffnet sich dem Betrachter. Bürgerliche Behausung und adlige Selbstdarstellung stehen hier, deutlich voneinander unterschieden, nebeneinander in der Straße. Gegensätze dieser Art lösen sich erst im 19. Jahrhundert auf, als die Bürgerhäuser auch der Repräsentation dienen und sich mit der Dekoration feudaler Bauten schmücken.

Das herzogliche Wappen über der Tür nennt den Namen des Hauses "Löwenbleek“. Das Wort Bleek hat im niederdeutschen unterschiedliche Bedeutungen, erkennbar ist die Bleiche, englisch bleach, das ist die öffentliche Stelle, wo Wäsche oder Wachs zum Bleichen ausliegt .Das waren freie Flächen nahe dem Wasser. In Helmstedt zeigt die Straße "An der Bleiche“ diesen Ort an. Auch gab es das "Tanzbleek“ vor dem Batteriewall, wo ohne Feuersgefahr für die Stadt gefeiert werden durfte.

In Helmstedt hat Bleek noch eine andere Bedeutung "Hei hat’n gauet Bleek“. Da bedeutet "Bleek“ soviel wie "Bratkartoffelverhältnis“, also einen Ort, wo Zuwendung und Versorgung gewährt werden. Beide Bedeutungen treffen auf das "Löwenbleek“ zu. In ihm befinden sich ein Gasthaus, aber auch das Rathaus und der Sitz des Gerichts der Neumark

Weder der Rat der Stadt Helmstedt noch der Abt des Klosters St. Ludgeri haben in der Neumark das Sagen. Mit Mauer und Wall befestigt – die Mauer ist in einigen Bereichen noch erhalten, die Wallgasse erklärt ihre ehemalige Funktion - dient sie dem Herzog als Eigentümer vor allem als Möglichkeit, Zoll zu erheben. Drei Tore öffnen den Zutritt, das Harsleber Tor im Süden, das Kirchtor im Westen, und im Norden öffnete ein Tor den Gröpern.

Die Hauptverbindung von Westen führte über Emmerstedt an das Nordertor der Stadt Helmstedt Die Neumark ist Eigentum des Herzogs. Herzog Karl I läßt 1747 ein Rathaus dafür errichten.

Die Neumark (aus Neumarkt), eine Gründung der welfischen Herzöge vor den Toren der Stadt Helmstedt, behielt durch die Jahrhunderte ein eigenes Gerichts- und Verwaltungssystem mit entsprechenden Amtsträgern….Deren historischer Versammlungsort war das sog. Löwenbleek… in dem auch eine Gaststätte betrieben wurde. Der von der Inschrift angezeigte Neubau ersetzte einen Vorgängerbau gleicher Funktion an dieser Stelle.

Die Inschrift auf Deutsch:
Unter der Herrschaft des durchlauchtigsten Fürsten und Herrn, Herrn Carl ist dieses Haus zum öffentlichen Nutzen und zum Schmuck dieser Vorstadt erbaut worden….im Jahre des Herrn 1748 (Ingrid Henze, Die Inschriften in der Stadt Helmstedt, Wiesbaden 2005)

Der Herzog verleiht ihm den Namen "Löwenbleek“ im Andenken an Heinrich den Löwen. Noch zu meiner Kinderzeit in den 1930er Jahren kannten alle Kinder die Geschichte vom Herzog Heinrich und seinem treuen Löwen, und wir betrachteten ehrfürchtig die Spuren am Braunschweiger Dom, die die Tatzen des gewaltigen Tieres in seiner Trauer um den Tod des Herzogs in den Stein geschlagen hatten.

Heute ist die Neumark fest integrierter Teil der Stadt Helmstedt. Aber noch bis in die Zeit vor dem Krieg gab es eins Bewusstsein der Menschen von der Besonderheit des Viertels. So wurde am Ende des Sommers, das "Missionsfest“ vom Kloster St.Marienberg unter großer Anteilnahme der Bevölkerung gefeiert. Bei Bäcker Bruhns in dem Eckhaus zum Charlotte-von-Veltheim-Weg wurden viele Bleche mit Zwetschenkuchen zur Bewirtung die Gäste gebacken.

Das andere Fest war das Planfest. Es wurde einmal im Jahr wie ein Jahrmarkt auf dem“ Plan“ gefeiert. Da feierten "de Niemarkschen“, so nannte man und so nannten sich die Bewohner des Viertels.

Aus den Umbauten kann man schließen, dass das Haus immer mehr Bewohner aufnehmen musste. Im Jahr 1923 wird der Saal wieder hergerichtet. Bei einer Instandsetzung des Hauses im Jahr 1925 wird dem Pastor Wandersleb als Rechnungsführer der H.z.H. eine Beihilfe von 1000 Mark gewährt unter der Bedingung, das Wappen wieder anzubringen.

Ab 1940 nutzte die Stadt das Haus als Mietshaus. Im Jahr 1943 wird ein Luftschutzkeller eingerichtet. Die "christliche Stiftung Herberge Zur Heimat“ setzte zeitweise Hausväter ein, zwischen 1896 und 1933 waren es fünf. Aber immer wieder ist die Stelle über mehrere Jahre vakant.

Der letzte Hausvater ist von 1925 bis 1933 Gustav Klein. Er und sein Familie- Ehefrau, sieben Töchter und als jüngstes Kind ein Sohn - waren überzeugte lutherische Christen. Der Sohn wurde Pastor Die Nachbarschaft verfolgte mit Interesse das lebhafte Familienleben und machte sich Gedanken über den jährlichen Besuch, den die Schwestern dem Bruder am Ort seiner Tätigkeit abstatteten.

Das war Vergangenheit. Jetzt kommt die Zukunft.

Ich kenne das Gebäude seit meiner Kinderzeit. Aber jetzt erst bei näherer Betrachtung wird mir das Andere und Besondere seiner Erscheinung bewusst. Mit seiner Restaurierung und der neuen Nutzung, mit seiner Erscheinung und der Lage in einem auflebenden Quartier kann es ein Mittelpunkt öffentlichen Lebens werden. Noch wird der Bau restauriert, aber ein Blick auf diese Arbeiten, auf die schon gefüllten Fächer des Holzwerkes machen den Betrachter froh und hoffnungsvoll.
Bericht von Joachim Giermann im Oktober 2022


Quelle:
Helmstedter Altstadt-Brief   
Ausgabe:  2 / 2023
Herbert Rohm

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